Hannover (ots) Gemeinsame Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und der Polizeidirektion Hannover
Der Polizeidirektion Hannover und dem Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg ist ein weiterer Schlag gegen ein weit verzweigtes Netzwerk von mutmaßlichen Pädokriminellen gelungen. Gegen sieben Beschuldigte hat das Amtsgericht Bamberg Haftbefehle erlassen. Sie befinden sich in unterschiedlichen Justizvollzugsanstalten. Darüber hinaus wurde eine Online-Plattform, die unter dem Deckmantel der musikalischen Talentförderung der Kontaktanbahnung zwischen Pädophilen und Minderjährigen diente, vom Netz genommen. Es wurden umfassende Beweismittel beschlagnahmt. Ausgangspunkt des aktuellen Ermittlungserfolgs ist ein seit Dezember 2023 geführtes Verfahren der Polizeidirektion Hannover, das im April dieses Jahres bereits zur vorläufigen Festnahme von 19 Verdächtigen in Frankreich und Deutschland geführt hatte (wir berichteten https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/66841/5764748).
Die im Frühjahr erlangten Erkenntnisse und fortgeführte Ermittlungen der zu Jahresbeginn eingerichteten Sonderkommission „Dia“ brachten die Ermittlungsbehörden auf die Spur von weiteren Tatverdächtigen, die ihre pädokriminellen Neigungen gemeinsam ausgelebt haben sollen. Diese mutmaßliche Bande soll sich nicht nur im digitalen Raum vernetzt, sondern auch im echten Leben zu Aktivitäten getroffen haben, teils unter Annäherung an potentielle minderjährige Opfer. Drei der Tatverdächtigen lebten jahrelang in einer Wohngemeinschaft in Südhessen unter einem Dach und sollen von dort aus gemeinsam die pädosexuelle Anbahnungsplattform im Internet administriert haben. Da zwei der sieben Beschuldigten aus Bayern stammen, hat das bayerische Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen übernommen.
Die Männer im Alter von 41 bis 53 Jahren aus Bayern, Schleswig-Holstein, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Thüringen stehen im Verdacht, auf einschlägigen Kinderpornografie-Plattformen im Darknet Fotos und Videos von sexuellen Missbräuchen von Kindern zugänglich gemacht beziehungsweise aktiv geteilt zu haben. Ermittelt wird deshalb wegen des Verdachts der bandenmäßigen Verbreitung kinderpornographischer Inhalte.
Die Männer wurden auf der Grundlage bestehender Haftbefehle des Amtsgerichtes Bamberg festgenommen. Einsatzkräfte der Polizeidirektion Hannover, der örtlich unterstützenden Polizeidienststellen und zwei IT-Forensiker der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg durchsuchten in der Folge die Wohnsitze und Arbeitsstätten nach möglichen Beweismitteln und beschlagnahmten diese in großer Zahl. Die Beamtinnen und Beamten haben insgesamt rund 620 Asservate sichergestellt, bei denen es sich hauptsächlich um Datenträger handelt, aber auch um mutmaßlich missbrauchsrelevante Sexspielzeuge und insgesamt über 50 Kinderpuppen, davon 7 verbotene Sexpuppen in Kindergestalt. Bei der Auswertung der Asservate wird auch die Identifizierung weiterer Tatverdächtiger im Fokus stehen.
Bei der Durchsuchung der Wohnung eines der Beschuldigten wurde ein 12-jähriger Junge in Umständen angetroffen, die den Tatverdacht des sexuellen Missbrauchs begründen. Durch die Festnahme des Tatverdächtigen wurde der weitere Kontakt unterbunden. Das Kind konnte nach zwischenzeitlicher Betreuung durch besonders geschulte Polizeibeamtinnen noch am gleichen Abend wieder in die Obhut seiner Eltern übergeben werden. Mehrere Tatverdächtige haben im Rahmen der polizeilichen Einsatzmaßnahmen bereits Teilgeständnisse abgelegt und darin auch ihre Komplizen belastet.
Die Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und der Polizei Hannover dauern an. Die erklärten Ziele der Behörden sind wie schon im Frühjahr dieses Jahres die Identifizierung potenzieller Opfer und weiterer Tatverdächtiger. Schon jetzt ist absehbar, dass mit der Aufdeckung der ebenso umfassenden wie langjährigen Netzwerk- und Bandenstrukturen, sowie der Abschaltung der von der Szene selbst als „Deutsches Pädophilen Forum“ bezeichneten Anbahnungsplattform ein schwerer Schlag gegen die Pädokriminalität gelungen ist.
Aus Gründen des Opferschutzes und um die Ermittlungen nicht zu gefährden, können derzeit keine weiteren Informationen veröffentlicht werden.
„Die akribische Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler hat in weniger als einem halben Jahr zum zweiten Mal zu einem beeindruckenden Ermittlungserfolg geführt“, sagte Gwendolin von der Osten, Präsidentin der Polizeidirektion Hannover zum erneuten Schlag gegen die Pädokriminellen. „Der Sonderkommision Dia ist es nicht nur gelungen, den anonym agierenden Tatverdächtigen ein Gesicht und einen Namen zu geben, sie hat auch die Plattform stillgelegt, auf der sich deutschlandweit pädokriminelle Straftäter vernetzt und an unbedarfte Minderjährige herangemacht haben. Durch das konsequente Einschreiten wurden weitere Straftaten und Opfer verhindert. Das ist auch ein wichtiges Zeichen in Richtung der Betroffenen sexueller Gewalt“, betonte Gwendolin von der Osten. Sie gratulierte allen an den Ermittlungen und Zugriffen beteiligten Kräften und dankte ihnen für ihren engagierten Einsatz.
Der Leiter der Sonderkommission, Dr. Lars Wistuba, ergänzte: „Wir freuen uns, dass es gelungen ist, nicht nur einzelne Tatverdächtige zu identifizieren, sondern ein ganzes Netzwerk von Pädokriminellen zu zerstören. Das wäre ohne die professionelle, länderübergreifende Unterstützung durch weitere Polizeibehörden nicht möglich gewesen.“ Der Kriminaldirektor kündigte an, die umfassenden Beweismittel dahingehend intensiv zu prüfen, dass womöglich noch weitere Tatverdächtige ermittelt und eine akute Gefährdung von Opfern der Kriminellen ausgeschlossen werden können.
Der Leiter des bayerischen Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet, Leitender Oberstaatsanwalt Thomas Goger bedankte sich bei der Soko „Dia“ für die hervorragende Arbeit: „Durch das akribische Abarbeiten von Spuren ist es nicht nur gelungen, den Tatverdacht so weit zu erhärten, dass sieben Beschuldigte in Untersuchungshaft genommen werden konnten. Im Moment spricht sogar Vieles dafür, dass nur durch das rechtzeitige Eingreifen der Ermittler ein weiterer Missbrauch unterbunden werden konnte.“ /ram, nash
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im Internet
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